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Hilfsorganisationen
Ohne die Unterstützung der Hilfsorganisationen im In- und Ausland wäre es vielen Verfolgten kaum möglich gewesen, sich rechtzeitig aus dem Deutschen Reich in Sicherheit zu bringen. In finanzieller und organisatorischer Hinsicht war diese Hilfe lebensrettend.
In Deutschland, ab 1938 auch im „angeschlossenen" Österreich, wurden die Möglichkeiten der Hilfsorganisationen sukzessive eingeschränkt. Viele zunächst unabhängig arbeitende Vereinigungen mussten sich unter dem Dach der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) zusammenschließen. Durch diese Konzentration war die Gestapo in der Lage, deren Aktivitäten zu kontrollieren. Bei der Unterstützung der Verfolgten trat in erster Linie der Hilfsverein der Juden in Deutschland in Erscheinung. Auch der Hilfsverein war ab der zweiten Hälfte der 1930er Jahre in der RVJD organisiert - als "Abteilung Wanderung". Mit seinen zahlreichen Ortsverbänden war er die wichtigste Anlaufstation für die jüdische Einwohnerschaft.
Die Hilfsorganisationen waren mit vielen Problemen konfrontiert
In den 1930er Jahren kamen auch auf die internationalen Organisationen diverse Probleme zu. Bis zum Kriegsausbruch konnten sie aus den europäischen Nachbarstaaten des Reiches tätig werden, so lag der Hauptsitz der Hebrew Immigrant Aid Society (HIAS) zunächst in Paris. Ab dem 01. September 1939 war ihre Arbeit ein Wettlauf gegen die Zeit. In Prag, Amsterdam und Paris mussten wegen der deutschen Besatzung wichtige Kontaktstellen bis Mitte 1940 geschlossen werden. Auch die Flüchtlingspolitik potentieller Aufnahmeländer erschwerte das Wirken der Hilfsorganisationen. Mit zunehmenden Restriktionen riegelten staatliche Behörden nach und nach die Fluchtwege ab. Bei Einsetzen der Massendeportationen der jüdischen Bevölkerung aus Deutschland und den besetzten Ländern gab es nur noch wenige Punkte in Europa, an denen Flüchtlingsarbeit möglich war. Dazu gehörten neben England vor allem Portugal und die Schweiz.
Die Arbeit der Organisationen wird im Folgenden unter den Rubriken "Deutsches Reich" und "Ausland" an Beispielen dargestellt, die Fluchtwege der Verfolgten in die von ihnen ausgewählten Exilländer beschrieben. Zwischen 1933 und 1937 standen noch finanzielle Mittel für die Flüchtlingshilfe zur Verfügung, ab 1938 verringerten sich die Fluchtoptionen zusehends. Im Spätsommer 1941, wenige Wochen vor dem Verbot der Ausreise für Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich, verließen die letzten jüdischen Verfolgten den Süden Niedersachsens.